China als Forschungspartner – Ein Leitfaden für Verhandlungsstrategie und Risikoabsicherung

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Am 1. Oktober 2025 veranstaltete das China Competence Training Center ein Webinar zum Thema "China als Forschungspartner - ein Leitfaden für Verhandlungsstrategie und Risikoabsicherung". Als Referent führte Patrick Heid, Rechtsanwalt und Partner bei GvW Graf von Westphalen in Shanghai, durch die Veranstaltung und gab einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen und praxisnahe Empfehlungen für eine verantwortungsvolle Zusammenarbeit mit China.

China steht im Zentrum globaler wirtschaftlicher, technologischer und politischer Debatten – und das mehr denn je. Noch 2012 galt China in vielen Kreisen als Produktionsstandort für günstige Kopien westlicher Produkte. Spätestens ab 2016 wuchs die internationale Anerkennung angesichts der enormen technologischen Fortschritte, etwa im Bereich Digitalisierung, Infrastruktur oder Künstliche Intelligenz. Seit 2017 jedoch hat sich das Blatt gewendet: China wird zunehmend als strategischer Rivale wahrgenommen – nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch.

Gleichzeitig bleibt Chinas wirtschaftliche Bedeutung für Deutschland enorm und Chinas Relevanz in Forschung und Innovation steigt. Rund 5.000 deutsche Unternehmen sind in China aktiv. China ist ein zentraler Sourcing-Markt für Schlüsselindustrien und bleibt im globalen Wettbewerb ein entscheidender Akteur. Darüber hinaus zählen viele chinesische Universitäten zur Weltspitze, insbesondere in den Natur- und Ingenieurswissenschaften.

Vor diesem Hintergrund beleuchtete Patrick Heid, die Risiken und Chancen gleichermaßen. Deutlich wurde: Kooperationen sind weiterhin sinnvoll und produktiv – sie müssen jedoch sorgfältig vorbereitet, abgesichert und begleitet werden.

Im Bereich der Vorbereitung und Due Diligence wurde empfohlen, zunächst die eigenen Ziele klar zu definieren: Welchen Mehrwert verspricht man sich von der Zusammenarbeit? Welche Expertise will man selbst einbringen – und welche gilt es zu schützen? Ebenso wichtig ist die Bewertung des Kooperationspartners: Welche Motivation steht hinter dem Kooperationsangebot? Bestehen militärische Verbindungen? Neben der Institution sollten auch einzelne Personen hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte, Finanzierungsquellen oder früherer Tätigkeiten geprüft werden. Auch die Forschungsthemen müssen analysiert werden: Gibt es Dual-Use-Potenziale? Ethische Bedenken? Risiken für den Innovationsstandort Deutschland?

Ein weiterer Fokus lag auf der Gestaltung rechtssicherer Kooperationsverträge. Hier wurden zahlreiche praktische Empfehlungen gegeben: von der klaren Benennung der Vertragsparteien und der Festlegung von Zuständigkeiten über Finanzierungsregelungen und Exit-Strategien bis hin zu Klauseln zu geistigem Eigentum, Vertraulichkeit (NNN-Klauseln), der Einhaltung gesetzlicher Rahmenbedingungen.

Ein eigener Abschnitt war der chinesischen Verhandlungskultur gewidmet. Patrick Heid erläuterte, Strategien wie das "Basarprinzip", künstliche Deadlines, mehrdeutige Formulierungen oder die Verschiebung kontroverser Punkte bis zum Schluss. Eine gute Vorbereitung, eigene Dolmetscher, realistische Zeitpläne und klar definierte Verhandlungsziele wurden als essenziell für den Erfolg betont.

Das Webinar machte deutlich: China bleibt ein zentraler und chancenreicher Partner in Wissenschaft und Wirtschaft. Die Zusammenarbeit ist heute komplexer als je zuvor – bietet aber weiterhin großes Potenzial für Innovation und Wissensaustausch. Entscheidend ist ein bewusster, gut vorbereiteter Umgang mit den neuen Rahmenbedingungen.

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